NO.2 _IL FILOSOFO

Il Giardino Armonico
Giovanni Antonini,
Dirigent
Bernhard Lassahn, Autor
Chris Steele-Perkins, Fotografie

 

Sinfonien Nr. 22, Nr. 46 und Nr. 47
Wilhelm Friedemann Bach (1710–1784): Sinfonia in F-Dur

 

Programm

Joseph Haydn (1732–1809): Sinfonie Nr. 47 in G-Dur, Hob. I:47 (1772)
Allegro / Un poco adagio, cantabile / Menuetto e Trio al roverso / Presto assai

47

SINFONIE NR. 47 G-DUR HOB. I:47 (1772)

Besetzung: 2 Ob, Fg, 2 Hr, Str
Entstehungsjahr: bis 1772

Allegro – Un poco adagio, cantabile – Menuetto e Trio al roverso – Presto assai

 

von Christian Moritz-Bauer

Ein vollkommen andersartig, jedoch nicht weniger eindrücklich gestalteter Tanzsatz, steht im Zentrum der Sinfonie in G-Dur Hob. I:47, der ihr auch den gelegentlich anzutreffenden Beinamen „Palindrom“ bescherte. Vielleicht waren es ja jene mit geistreich platzierten Akzenten versehene zehn Menuett- und zwölf Triotakte, die, weil sie dem Einfall des Komponisten entsprechend, zuerst wie notiert, dann aber al roverso, d.h. in spiegelbildlich-verkehrter Folge vorgetragen werden sollten, einem Wolfgang Amadeus Mozart so sehr gefielen, dass er dem Werk einen Auftritt bei seinen musikalischen Akademien in Wien bescheren wollte. Dies jedenfalls geht aus einer handschriftlichen Notiz hervor, welche sich heute im Besitz der Historical Society of Philadelphia befindet.

Eine besondere Anziehungskraft weiß aber auch der in Haydns Eigenschrift ohne Tempobezeichnung überlieferte Kopfsatz auszustrahlen, der sich mit seinen terrassenförmig aufgeschichteten Bläserfanfaren wie eine „große C-Dur-Symphonie“ gibt und den dissonantreich-spannungsgeladenen Anfangsakkorden feinpunktierte Violineinwürfe und „schubertisch entspannte“ Triolenläufe mit sachte oben aufgelegter Oboenkantilene gegenüber stellt.
So ist auch die Wirkung von durchaus heftiger Natur, wenn wir uns bei Eintritt der Reprise mit einem Mal im gegengeschlechtlichen g-Moll wiederfinden. Der Schrecken weilt aber glücklicherweise nicht lange und wird durch den anschließenden Variationssatz mit ausgedehnter Coda – als dessen unmittelbares Vorbild der zweite Satz aus der Nr. 4 der „Sonnenquartette“ op. 20 gedient haben dürfte – mit doppeltem Kontrapunkt in der Oktave, fagotto sempre col basso und zartblühenden Bläserfarben in den von Streicherklängen umrahmten Mittelteilen noch zusätzlich abgemildert.
Die sich von Abschnitt zu Abschnitt verkürzenden Notenwerte – der hierfür gebräuchliche Fachbegriff nennt sich „Diminutionsvariationen“ – schlagen bereits eine Brücke zum werkbeschließenden, die klassische Rondoform vortäuschenden Presto assai. Sein leise dahinjagendes Streicherthema – zu dessen Ausführung das schnellste in Haydns sinfonischem Schaffen jemals geforderte Tempo vorgeschrieben ist – kontrastiert mit lärmenden Tutti- und abgründigen Mollpassagen, als deren sonderbarste, geradezu exotisch anmutende Zutat wohl jene Vorschlagsfigur zu bezeichnen wäre, welche der 2009 verstorbene große Haydnforscher H. C. Robbins Landon einst auf den Namen „Balkan snap“ taufte.

Wenngleich Hob I:47 in einer gegenüber dem fis-Moll der Abschiedssinfonie bzw. H-Dur der Nr. 46 vergleichsweise „normalen“ Tonart notiert wurde, so präsentiert sie uns doch „einen Komponisten, der den überlieferten Traditionen nicht mehr zu folgen gewillt ist. Ein jeder Satz verabschiedet sich von den Konventionen früherer Haydn'scher Werke und der Wiener Sinfonie in seiner Gesamtheit / a composer who is unwilling to be comfortable with tradition; each movement departs from the conventions of Haydn's previous and the Viennese symphony in general.“ (A. Peter Brown)

Sonja Gerlach hält es für nicht ausgeschlossen, dass Haydn hier „von einer Modewelle beeinflusst war“ und führt einen von 1770 datierenden Hinweis aus Johann Adam Hillers Musikalischen Nachrichten und Anmerkungen auf „eine künstliche Menuet von Herrn Capellmeister [Carl Philipp Emanuel] Bach in Hamburg“ an, die „als Räthsel vorgelegt“ wurde. Vgl. S. Gerlach, Joseph Haydns Sinfonien bis 1774. Studien zur Chronologie, in Haydn-Studien 7/1-2 (1996), S. 178
Auch Fürst Nikolaus I. Esterházy scheint „einen Narren“ an der Spielerei seines Kapellmeisters „gefressen zu haben“, wird es doch – nach A-Dur transponiert – in einer ihm zu 60. Geburtstag gewidmeten Sammlung von Klaviersonaten eine Renaissance erleben.
Hinter selbigen könnte sich eine besondere Zuwendung Haydns an den im April 1772 zum 2. Hornisten aufgerückten Johann May verbergen, was mit Gerlachs Datierungsversuch auf „Frühjahr 1772“ durchaus in Einklang zu bringen wäre.
Ludwig Finscher, Joseph Haydn und seine Zeit, Laaber 2000, S. 279.
H. C. Robbins Landon, Haydn: Chronicle And Works, Vol. II: Haydn at Eszterháza 1766–1790, London 1978, S. 305.
A. Peter Brown, The Symphonic Repertoire Vol. II – The First Golden Age of the Viennese Symphony: Haydn, Mozart, Beethoven and Schubert, Bloomington 2002, S. 139.

VOL. 2 _IL FILOSOFO

Giovanni Antonini, Il Giardino Armonico

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Joseph Haydn (1732–1809): Sinfonie Nr. 22 in Es-Dur, Hob. I:22 «Der Philosoph» (1764)
Adagio / Presto / Menuetto. Trio / Finale: Presto

22

SINFONIE NR. 22 Es-DUR «DER PHILOSOPH» HOB. I:22 (1764)

Besetzung: 2 Ob, 2 Hr, 2 Trp, Pk, Str
Entstehungsjahr: bis 1767 [1761/1762]

Adagio – Presto – Menuetto. Trio – Finale: Presto

 

von Christian Moritz-Bauer

Mit der Sinfonie in Es-Dur Hob. I:22 kehren wir in jene Zeit zurück, in der Joseph Haydn noch das Amt des Vizekapellmeisters der Fürsten Esterházy versah, in Rücksicht auf das fortgeschrittene Alter seines Vorgesetzten Gregor Joseph Werner aber bereits alle Bereiche der Hofmusik mit Ausnahme des geistlichen mit Eigenkompositionen zu versorgen hatte.
Das Autograph des auf 1764 datierten, unter den frühen Haydn-Sinfonien auffällig oft programmierten Werkes, schreibt – im Gegensatz zu den meisten seiner Sekundärquellen wie Partitur- und Stimmabschriften – eine Bläserbesetzung mit Englischhörnern (anstelle der sonst üblichen Oboen oder Flöten) und Waldhörnern vor. (Das aus der Familie der Doppelrohrblättrigen stammende Altinstrument, bei dem es sich um eine verkleinerte, mit einem birnenförmigen, auch „Liebesfuß“ genannten Schallbecher versehene Version der barocken Oboe da caccia handelt, findet im kompositorischen Schaffen Haydns nach den Divertimenti der frühen 1760er Jahre (Hob. II:12, 16, und 24) und vorliegender Sinfonie nur noch in einigen Vokalkompositionen, wie etwa der c-Moll-Arie „Non v'è chi mi aiuta“ aus La Canterina (1766), im Stabat mater (1767) oder der „Großen Orgelsolomesse“ (1768/69) Gebrauch.)
Sollte die besetzungstechnische Besonderheit von Hob. I:22 (zumindest am Hofe der Esterházys) auch binnen weniger Jahre wieder außer Mode kommen, so durfte sie sich doch – als erste nach den Tageszeiten-Sinfonien von 1761 – der später erfolgten Verleihung eines Beinamens erfreuen. Im vorliegenden Fall rührt er, „Le Philosoph[e]“ (Der Philosoph/Il filosofo), von einem in Modena befindlichen Stimmenmaterial, genauer gesagt dem Titelvermerk einiger darin enthaltener Streicherdubletten her, welches um 1780 in Wien angefertigt und später von Musikern der (dem Hause Habsburg-Lothringen nahestehenden) Herzöge von Este erweitert worden sein dürfte.

Seit jeher sind Haydnforscher wie -kenner ob der kompositorischen Qualitäten von Hob. I:22 von sehr verschiedener Meinung, wobei vereinzelt, wie etwa von A. Robert Brown sogar die Ansicht vertreten wird, dass die Berühmtheit, die ihr zuteil wurde, nur auf der Besonderheit ihrer Instrumentierung und ihrem einprägsamen „nicht authentischen Beinamen“ beruhe und folglich „ihre [kompositorischen] Leistungen [deutlich] übersteige]“.
Wer möchte sich hier nicht viel eher der Meinung des bereits genannten Herrn Robbins Landon anschließen, der im Falle des eröffnenden Adagio mit seiner „Kombination aus Englisch- und Waldhörner, gedämpften Violinen, tiefen Streichern, dazu vielleicht einem Fagott“ von Instrumentalklängen unglaublicher Schönheit schreibt, die zu den originellsten („the most original“) Tonschöpfungen Haydns zählen würden.

Nach Walter Lessing liegt über dem Kopfsatz des „Philosophen“, dessen „durchlaufende […] Achtelbewegung die choralartige Melodie der Bläser grundiert“ und folglich das Bild eines vorbeischreitenden, tief in Gedanken versunkenen Menschen evozieren könnte, „eine Aura des Altertümlichen“. Denken wir nur an jene in den Verlauf der Reprise eingewobenen Takte, die mit ihren abwärts gleitenden Vorhaltsdissonanzen über sequenzartiger Fortschreitung der Bassstimme so sehr nach einem Concerto grosso Arcangelo Corellis klingen. Dass Haydn hier aber nicht allein rückwärts schauend komponierte, lehrt uns ein Blick in die zu Leipzig und Wien publizierten Generalbass- und Kompositionslehren des bisher nur wenig beachteten Johann Friedrich Daube (1730-1797), worin der Gedanke der „freyen Nachahmung“ als Charakteristikum des modernen Kompositionsstils betrachtet und eine Integration der alten, „künstlichen“ in die neue, „natürliche“ Schreibart empfohlen wird.

Nichts schien einem Haydn jedoch natürlicher als wenn er sich, inmitten eines schöpferischen Akts befindlich, von seinem „Humor“ leiten ließ; worunter – ganz dem Empfinden der Zeit entsprechend – sowohl seine als allgemein heiter beschriebene Geisteshaltung, als auch manch situationsbedingte Gemütsverfassung (die ihm von Kritikerseite so gerne als bloße „Laune“ angekreidet wurde) zu verstehen wäre.
Eine besondere Ausprägung Haydn'schen Humors – hier wohl durch die etwas eigenwillige, nicht unbedingt jedermanns Geschmack treffende Farbe der Englischhörner angeregt – hat das an zweiter Stelle in der Satzfolge des „Philosophen“ stehende Presto aufzuweisen, welches mit seinem von durchlaufenden Achteln geprägten, motivreichen Streichersatz an die Salzburger Werke des jüngeren Bruders Johann Michael erinnert.
Die führende Position in dessen heiter-fröhlichem Klangbild wird natürlich von den ersten Violinen eingenommen, die sich aber nicht zu schade sind auch eine unterstützende Rolle anzunehmen, als ihren doppelrohrblättrigen Mitstreitern nach mühsam erkämpfter Höhenlage nunmehr der halbe Aufstieg zum triumphierenden b'' gelingen vermag.
Umso erstaunlicher, wenn – nach vorübergehender Erholung im divertimentohaften Menuett mit dazugehörigem, ländlerisch-entspannten Trio – sich beide Hörnerpaare im rasanten Wechselspiel des Jagdstimmung verbreitenden Presto-Finale noch einmal gegenseitig die Stirn bieten.

Zwar war es unseres Tonschöpfers Angewohnheit die Eigenschriften seiner Kompositionen anstelle genauer Datierungen meist nur mit einer Jahreszahl zu versehen, doch ist es der Forschung nach eingehender Untersuchung gelungen, die Sinfonien von 1764 ihrer Entstehung nach folgendermaßen zu ordnen: 23, 22, 21 und 24. Somit bilden zwei von „normalem“ Aufbau (schnell – langsam – Menuett – schnell) den Rahmen für weitere zwei an der Satzfolge der Sonata da chiesa orientierte Werke.

Noch im Geburtsjahr des „Philosophen“, genauer gesagt im Dezember 1764, kam es am Wiener Kärntertortheater – einem Vorläuferhaus der heutigen Staatsoper – zur Aufführung einer deutschsprachigen Adaption der Komödie „Il filosofo inglese“ von Carlo Goldoni als „Die Philosophinnen, oder Hanswurst der Cavalier in London zu seinem Unglück“.
Ob hierzu – wie von Elaine Sisman zur Diskussion gestellt – einst die Musik aus Hob. I:22 erklang, erscheint fraglich, aber keineswegs unmöglich. Ein diesbezügliches Argument könnte jedenfalls die Verbindung zwischen Haydns späterer f-Moll-Sinfonie Hob I:49 („La Passione“) und des durch die Schauspieltruppe Karl Wahrs zur Aufführung gebrachten „rührenden Lustspiels“ La jeune Indienne (Die junge Indianerin) von Nicolas Chamfort darstellen, welche der Autor dieser Zeilen mit neuen Erkenntnissen zu belegen vermochte.

Der Name Englischhorn leitet sich vermutlich vom ursprünglich rundformigen, an die Engelshörner aus kirchlichen Bilddarstellungen erinnernden Aussehen der Instrumente ab.
Biblioteca Estense, Sig. D.145
A. Peter Brown, The Symphonic Repertoire Vol. II – The First Golden Age of the Viennese Symphony: Haydn, Mozart, Beethoven and Schubert, Bloomington 2002, S. 89.
H. C. Robbins Landon, The Symphonies of Joseph Haydn, London 1955, S. 257f.
Walter Lessing, Die Sinfonien von Joseph Haydn, Band I, Baden-Baden, 1987, S. 82.
Generalbaß in drey Accorden, gegründet in den Regeln der alt- und neuern Autoren, Leipzig 1756; Der musikalische Dilettant, Wien 1773; Anleitung zur Erfindung der Melodie und ihrer Fortsetzung, Wien 1798
Vgl. Felix Diergarten, „Anleitung zur Erfindung“. Die Kompositionslehre Johann Friedrich Daubes, in: Musiktheorie 23 (2008), insbesondere S. 312-313.
Im Falle der Sinfonie Nr. 22 vermutet Sonja Gerlach einen früheren Beginn der Niederschrift als bei Nr. 21, hält sie aber zugleich für die später vollendete der beiden. Vgl. Sonja Gerlach, Joseph Haydns Sinfonien bis 1774. Studien zur Chronologie, in Haydn-Studien 7/1-2 (1996), S. 110f. Dieser „Tatbestand“ deckt sich mit einer auf „Eisenstadt, den 9ten July 764“ datierenden Zahlungsanweisung, derzufolge ein gewisser Mathias Rockobauer für die Herstellung von Rohrblättern für Oboen, Fagotte und Englischhörner entlohnt werden sollte.
Weitere Haydnsche Sinfonien in da chiesa-Form finden sich unter den Nummern 4, 18, 34, 42 und 49.
10 Elaine R. Sisman, Haydn's Theater Symphonies, in: Journal of the American Musicological Society, 43 (1990), S.333ff.
A. Peter Brown, The Symphonic Repertoire Vol. II – The First Golden Age of the Viennese Symphony: Haydn, Mozart, Beethoven and Schubert, Bloomington 2002, S. 89.
H. C. Robbins Landon, The Symphonies of Joseph Haydn, London 1955, S. 257f.

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Joseph Haydn (1732–1809): Sinfonie Nr. 46 in H-Dur, Hob. I:46 (1772)
Vivace / Poco adagio / Menuet. Allegretto – Trio / Finale: Presto e scherzando

46

SINFONIE NR. 46 H-DUR HOB. I:46 (1772)

Besetzung: 2 Ob, 2 Hr, Str
Entstehungsjahr: [2. Hälfte?] 1772

von Christian Moritz-Bauer

Die Sinfonien Nr. 46 und 47, die Joseph Haydn im Jahr seines 40. Geburtstags als Kapellmeister Nikolaus I. Esterházy zu Papier bringt, werden im Kontext der „Abschiedssinfonie“, der später als Op. 20 gedruckten „Sonnenquartette“ sowie der (um 1770/71 geschriebenen und im Breitkopf-Katalog von 1772 angebotenen) „Trauersinfonie“ Nr. 44 als ein erster absoluter Höhepunkt seines kompositorischen Schaffens betrachtet. Sie verstehen all das in sich zu vereinigen, was anderthalb Jahrzehnte systematischer Erprobung der „verschiedensten Möglichkeiten der […] symphonischen Form und des symphonischen Ausdrucks“ an Früchten erbracht und – wie in Griesingers Biographischen Notizen nachzulesen – den fortwährenden „Beyfall“ seines Fürsten gefunden hatte.

Vivace / Poco adagio / Menuet. Allegretto – Trio / Finale: Presto e scherzando

Mit Hob I:45, der berühmten Anekdote zufolge eine in Töne gesetzte Bitte an Fürst Nikolaus seine Musiker nach allzu langer auf Schloss Eszterháza verbrachter Zeit wieder zu ihren Familien nach Eisenstadt heimkehren zu lassen, hat die als ihr Schwesternwerk gehandelte H-Dur-Sinfonie Hob. I:46 – James Webster etwa bezeichnet sie als „a pair of programmatic works“ und verweist auf div. tonartliche wie harmonische Bezüge – neben der außergewöhnlichen Häufung an Vorzeichen auch einen Finalsatz vorzuweisen, der nicht nur gleichermaßen originelle, sondern zunehmend eigenartige, ja beinahe groteske Züge annimmt und manch einen Kenner bereits zum Vergleich mit seinem Gegenstück aus Beethoven Sinfonie Nr. 5 herausgefordert haben: Ein gleichsam leise wie übermütig im Duett der ersten und zweiten Violinen angestimmtes Thema gerät – trotz wiederholter im Tuttisatz beigesteuerter Orgelpunkt- und Sequenzpassagen – an mehreren, besonders markanten Schnittstellen ins Stocken. So kann sich inmitten der Reprise ein Teil des vorausgehenden Menuettsatzes einschleichen und in einer zuvor nicht dagewesenen Regelmäßigkeit „breit machen“ – eine „formale Frechheit“, befindet Sonja Gerlach. An diesem Punkt angekommen scheint er, der in der Abschiedssinfonie planmäßig herbeigeführte Auflösungsprozess des Ensembles schon beinahe besiegelt zu sein. Doch da ertönt ein Hörnerklang, der zur allgemeinen Ordnung ruft und die melodieführenden Primgeigen eine entspannte und erstmals zu einem ordentlichen Schluss geführte Themenvariante anstimmen lässt.
Der Presto e scherzando-Satz steht aber – was die Irregularitäten seiner motivisch-thematischen Abläufe betrifft – nicht alleine da. Schon das eröffnende Vivace zeichnet sich durch die Schnelllebigkeit seiner musikalischen Gedanken aus – im Falle des unisono eingeführten und immer neue Kombinationen eingehenden anfänglichen Viertonmotivs, etwa mit einer kontrapunktisch geführten Gegenstimme oder mit sich selbst in kanonischer Verarbeitung. Auch ein dynamisch exponierter, aus einer Überleitung der Hauptperiode herrührender Seitengedanke, der uns ins fis-Moll der Abschiedssinfonie entführt, straft manch eine Hörgewohnheit Lügen …
Durchaus gemischte Gefühlsregungen vermag auch das anschließende Poco adagio hervorzurufen, welches sich in wiegender Sicilianomelodik und zierlich-trippelnden Sechzehntel-Staccati dahinbewegt. Vergleichsweise „handfest“ gibt sich hingegen der Tonfall des Allegretto-Menuetts, dessen charakteristische Achteltreppchen des öfteren schon für (barocke) Seufzerfiguren gehalten wurden, im Grunde genommen aber nichts anderes als aneinandergereihte Appoggiaturen (also eine Art galanter Spielfiguren) darstellen, die hier den Rahmen für einen düster-atmosphärisch durchkomponierten Trioteil bilden.

Wie aber lässt sich die besondere Klangwelt von Hob. I:65 in Worte fassen, wie sich ihr Entstehungsweg erklären?

Vielmehr als bei „modernen“ Orchestern wirkt sich auf sog. alten bzw. Originalinstrumenten das Spiel verschiedener Tonarten sowohl auf die unmittelbar produzierten Klänge, als auch auf die bei den Zuhörern hervorgerufenen Empfindungen aus. Wenngleich letztere je nach Individuum, seiner Geschichte und Lebenssituation selbstverständlich differieren können, haben sich Komponisten wie Theoretiker über Generationen hinweg bemüht, mit den jeweiligen „Tönen“ verbundene, allgemein gültige Charakteristika zu beschreiben. So wird beispielsweise in Christian Friedrich Daniel Schubarts berühmten, um 1784 entstandenen „Ideen zur Ästhetik der Tonkunst“ das mit fünf Kreuzen überaus reich bestückte H-Dur als „stark gefärbt, wilde Leidenschaften ankündigend, aus den grellsten Farben zusammengesetzt“ dargestellt.

Eine besondere Qualität der zwischen 1768 und 1772 entstandenen Sinfonien Joseph Haydns, die traditionellerweise mit dem der Literaturgeschichte entlehnten Begriff des „Sturm und Drang“ belegt werden, liegt in der (nicht zuletzt durch die Verwendung zahlreicher Moll- und vom Gängigen abweichender Tonarten) erreichten Intensivierung des Ausdrucks, der manch kompositions- wie instrumentaltechnisches Experiment vorausgegangen war. So konnten aufgrund zweier, am 22. Oktober 1772 in Rechnung gestellter, „halbthöniger Krumpbögen“ etwa die Aufsteckbögen der noch ventillosen Hörner von G oder C alto nach Fis bzw. H zu verlängert und folglich ihr Spiel um einen Vorrat entsprechender Naturtöne erweitert werden. Dass selbige Anschaffung in unmittelbarem Zusammenhang mit dem Entstehungsprozess der Sinfonien Nr. 45 und 46 gesehen werden muss, versteht sich dabei nahezu von selbst.
In Bezug auf ihre klangliche Seite erscheinen jene Teile, in denen die Hörner in H-Dur spielen, – die Rede ist von den beiden Ecksätzen, sowie dem Menuettteil des dritten Satzes – jedenfalls eindeutig schärfer (zumal die Streicher dort oft nur zweistimmig oder im Oktavabstand geführt werden), als in den in h-Moll stehenden Adagio und Trio, zu welchen die Hornisten nach den weichere Klänge hervorbringenden D-Bögen greifen.
„Dass Haydns Autograph ein abweichendes, sehr selten zu findendes Wasserzeichen aufweist, könnte [nach Sonja Gerlach] die Hypothese eines [vorangegangenen] Ortwechsels unterstützen“, also für ein unmittelbares Zu-Papier-bringen der H-Dur- nach Vollendung der Abschiedssinfonie im Herbst 1772 sprechen.

Ludwig Finscher, Joseph Haydn und seine Zeit, Laaber 2000, S. 272.
Georg Anton Griesinger, Biographische Notizen über Joseph Haydn, Leipzig 1810, S. 24f.
„Vielleicht sollte“ - so Finscher - „die [Abschieds-]Symphonie auch gegen [letztlich wieder fallengelassene] Pläne des Fürsten helfen, die Kapelle zu verkleinern und die Gehälter zu kürzen. Zit. Nach L. Finscher, Joseph Haydn und seine Zeit, S. 34.
James Webster, Haydn's “Farewell” Symphony and the Idea of Classical Style, Cambridge 1991, S. 287.
Haydn, der rein theoretisch während seiner Jahre als Kapellknabe zu St. Stephan in Wien der Aufführung eine H-Dur-Sinfonie von Georg Matthias Monn hätte beiwohnen können, schrieb außer einer verloren gegangenen Klaviersonate kein weiteres Werk in dieser entlegenen Tonart.
Sonja Gerlach, Joseph Haydns Sinfonien bis 1774. Studien zur Chronologie, in Haydn-Studien 7/1-2 (1996), S. 180.
Ludwig Finscher spricht ihm ein enges Verwandtschaftsverhältnis zum Hauptthema des 1. Satze der e-Moll-Sinfonie Nr. 44 zu, das seiner eigenen Umkehrung gleicht.
Sonja Gerlach, Joseph Haydns Sinfonien bis 1774. Studien zur Chronologie, in Haydn-Studien 7/1-2 (1996), S. 159.

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Giovanni Antonini, Il Giardino Armonico

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Wilhelm Friedemann Bach (1710–1784): Sinfonia in F-Dur
Vivace / Andante / Allegro / Menuetto I alternativement – Menuetto 2 – Menuetto 1 da capo

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WILHELM FRIEDEMANN BACH (1710–1784): SINFONIA F-DUR C2 FK 67

Vivace / Andante / Allegro / Menuetto I alternativement – Menuetto 2 – Menuetto 1 da capo

 

von Christian Moritz-Bauer

Wie schon die als Jagdstück verklungene Haydn-Sinfonie Nr. 22, so versteht auch ein auf die Dresdner Zeit (1733-1746) des ältesten Bach-Sohnes zurückgehendes Streicherwerk in sich alte mit neuen Kompositionsideen zu verbinden – und das nicht nur wegen des nach Suitenart an die dreiteilige Form der neapolitanischen Opernsinfonia angehängten Menuettsatzes mit kanonisch geführtem Mittelteil, bei welchem, so Peter Wollny, „es sich offenbar um ein Favoritstück Wilhelm Friedemanns handelte.“ Mehrfach auch in anderem Kontext [wie etwa der Cembalo-Sonate in C-Dur Fk 1A] überliefert, erscheint er mit seinem feierlich-ruhigen Ton vom Geiste eines Georg Friedrich Händel erfüllt.
Diesem voran steht hingegen eine Musik, die – um nochmals die Worte Johann Friedrich Daubes aufzugreifen – in der „Veränderung und Zertheilung ihrer melodischen Glieder“, vor keinem auch noch so heftigen Kontrast zurückscheut und selbst auf erfahrene Zuhörer mitunter befremdlich zu wirken vermag: ein Vivace, das wie eine barocke Ouvertüre beginnt, alsbald jedoch von immer gewagteren Intervallsprüngen, plötzlich dahinstürmenden 16tel-Tonrepetitionen und einer von Pausen zerfurchten Rhythmik, die „dem Instrumentalstil eines Jan Dismas Zelenka verpflichtet [scheinen]“ eingenommen wird, ein Andante, das mit seinen fallenden Arpeggi und chromatischen Vorhaltsketten an zeitgenössische Bühnenwerke eines Johann Adolf Hasse erinnert, sowie ein von Echoeffekten, markanter Rhythmik und dynamischen Gegensätzen geprägtes Allegro.

Wenngleich dem von erheblichen Verlusten betroffenen Œuvre Friedemann Bachs traditionellerweise keine besondere Rolle in der Entwicklung der klassischen Sinfonie beigemessen wird, zumal es bis in die letzten, zu Berlin verbrachten Lebensjahren des Komponisten scheinbar keinerlei weitere Verbreitung erfahren hat, genießt es doch heutzutage den Ruf einer auffällig frühen Ausprägung des sog. Empfindsamen Stils, der einst zum Markenzeichen seines damit allerdings weitaus größere Berühmtheit erlangenden Bruders Carl Philipp Emanuel werden sollte.

Wilhelm Friedemann Bach, Gesammelte Werke, Bd. 6, Orchestermusik III: Sinfonien, hrsg. von Peter Wollny, Stuttgart 2010, S. VI.
Die sich daraus ergebende Satzfolge entspricht also nahezu derjenigen des gleichfalls in F-Dur komponierten Brandenburgischen Konzerts Nr. 1 von Johann Sebastian Bach.
Johann Friedrich Daube, Der musikalische Diletantt: eine Abhandlung der Komposition, Wien 1773, S. 162.
Wilhelm Friedemann Bach, Gesammelte Werke, a.a.O, S. VI.
Vgl. Marc Vignal, Die Bach-Söhne: Wilhelm Friedemann, Carl Philipp Emanuel, Johann Christoph Fiedrich, Johann Christian, Laaber 1999, S. 52ff.

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Giovanni Antonini, Il Giardino Armonico

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Besetzung

Il Giardino Armonico
Giovanni Antonini,
Dirigent

  • Besetzungsliste Orchester

    1. Violinen _Stefano Barneschi*, Fabrizio Haim Cipriani, Ayako Matsunaga, Liana Mosca
    2. Violinen _Marco Bianchi*, Francesco Colletti, Judith Huber, Maria Cristina Vasi
    Violen _Renato Burchese*, Carlo De Martini
    Celli _Paolo Beschi*, Elena Russo
    Kontrabässe _Giancarlo De Frenza* Stefan Preyer
    Oboen _Emiliano Rodolfi*, Josep Domenech
    Fagott _Alberto Guerra
    Hörner _Glen Borling*, Edward Deskur 
    Cembalo _Riccardo Doni

Vergangene Konzerte

Basel
Mittwoch, 06.05.2015, 19.00 Uhr

Haydn-Nacht in der Martinskirche, Basel
Zu seiner Lebzeit war Haydn ein europaweit gefeierter Musikstar. Im Londoner Hanover Square fanden regelmässig die Mr. Haydn’s Nights statt – ein Event für sich! Generell galt das Konzert im 18. Jahrhundert als eine festliche Versammlung, eine fröhliche Veranstaltung und ein gesellschaftliches Ereignis.
Diese Idee soll durch das Konzertformat der Haydn-Nächte aufgegriffen und ins Heute transportiert werden. Hier werden nicht nur die Sinfonien aufgeführt: Werkgespräche, Möglichkeiten zum Flanieren und Austausch, fotografische Installationen sowie kulinarische Genüsse bescheren ein einmaliges Konzerterlebnis.

Berlin
Freitag, 08.05.2015, 19.00 Uhr

Radiale Nacht Haydn2032 «Il Filosofo» im Radialsystem V., Berlin

Eisenstadt
Samstag, 09.05.2015, 19.30 Uhr

Haydn-Nacht im Schloss Esterházy, Haydnsaal, Eisenstadt

Biografien

Il Giardino Armonico
Orchester

Il Giardino Armonico

Orchester

Il Giardino Armonico, unter der Leitung von Giovanni Antonini, wurde 1985 gegründet und hat sich als eines der weltweit führenden Ensembles mit Spezialisierung auf historische Instrumente etabliert. Das Ensemble besteht aus Musikerinnen und Musikern aus den bedeutenden Musikinstituten Europas. Sein Repertoire konzentriert sich hauptsächlich auf das 17. und 18. Jahrhundert. Je nach Bedarf des jeweiligen Programms besteht die Gruppe aus sechs bis dreißig Musikerinnen und Musikern.

Das Ensemble wird regelmäßig zu Festivals auf der ganzen Welt eingeladen und tritt in den bekanntesten Konzerthallen auf. Große Anerkennung erfährt es dabei sowohl für seine Konzerte als auch für seine Opernproduktionen, z. B. Monteverdis „L’Orfeo“, Vivaldis „Ottone in Villa“, Händels „Agrippina“, „Il Trionfo del Tempo e del Disinganno“, „La Resurrezione“ und „Giulio Cesare in Egitto“ mit Cecilia Bartoli bei den Salzburger Festspielen 2012.

Darüber hinaus ist Il Giardino Armonico stets intensiv mit Aufnahmen beschäftigt. Viele Jahre war das Ensemble exklusiv bei Teldec unter Vertrag und erhielt mehrere bedeutende Auszeichnungen für seine Aufnahmen von Werken von Vivaldi und den anderen Komponisten des 18. Jahrhunderts. Es folgte ein Exklusivvertrag mit Decca/L’Oiseau-Lyre für die Aufnahme von Händels Concerti Grossi op. 6 und die Kantate „Il Pianto di Maria“ mit Bernarda Fink. Bei Naïve brachte Il Giardino Armonico zudem „La Casa del Diavolo“, Vivaldis Cellokonzerte mit Christophe Coin, sowie die Oper „Ottone in Villa“ heraus, die 2011 mit dem Diapason d'Or ausgezeichnet wurde. Für das Label Onyx nahm es Vivaldis Violinkonzerte mit Viktoria Mullova auf.

Nach dem großen Erfolg und der Grammy-Auszeichnung für „The Vivaldi Album“ mit Cecilia Bartoli (Decca, 2000) führte eine erneute Zusammenarbeit mit ihr 2009 zu dem Projekt „Sacrificium“ (Decca), ein Platin-Album in Frankreich und Belgien, das einen weiteren Grammy erhielt. Produkt des jüngsten Projekts mit Cecilia Bartoli ist das Album „Farinelli“ (Decca, 2019).
Ebenfalls bei Decca brachte Il Giardino Armonico „Alleluia“ (2013) und „Händel in Italy“ (2015) mit Julia Lezhneva heraus – beide Werke wurden von Öffentlichkeit und Kritikern gepriesen.

In einer Koproduktion mit dem Nationalen Forum für Musik in Breslau (Polen) veröffentlichte Il Giardino Armonico „Serpent & Fire“ mit Anna Prohaska (Alpha Classics – Outhere Music Group, 2016) und gewann 2017 den ICMA für Barockgesang. Es folgte die Telemann-Aufnahme auf CD und LP (Alpha Classics, 2016), die 2017 den Diapason d’Or de l'Année und den Echo Klassik erhielt.
Die Einspielung von fünf Violinkonzerten von Mozart mit Isabelle Faust (Harmonia Mundi, 2016) ist das Ergebnis der hochkarätigen Zusammenarbeit mit der großartigen Violinistin und wurde 2017 mit dem Gramophone Award und Le Choc de l'année ausgezeichnet.
Ein neues Vivaldi-Album, „Concerti per flauto“, ist erschienen (Alpha Classics, March 2020) und gewann den Diapason d’Or: eine prächtige Zusammenstellung aus diesem Repertoire mit Giovanni Antonini als Soloist, aufgenommen zwischen 2011 und 2017.

Il Giardino Armonico ist Teil des Projekts „Haydn2032“, zu dessen Zweck die Joseph Haydn Stiftung Basel gegründet wurde, um sowohl die Einspielung der gesamten Haydn-Sinfonien (Label: Alpha Classics) als auch Konzerte in verschiedenen europäischen Städten mit dem thematischen Schwerpunkt auf dessen Repertoire zu unterstützen. Das erste Album mit dem Titel „La Passione“ kam im November 2014 heraus und erhielt den Echo Klassik (2015). „Il Filosofo“, 2015 veröffentlicht, wurde mit dem „Choc of the Year“ von Classica ausgezeichnet. Das dritte Album, „Solo e Pensoso“, erschien im August 2016 und das vierte Album, „Il Distratto“, kam im März 2017 heraus und gewann im selben Jahr den Gramophone Award. Die achte Einspielung, La Roxolana, wurde im Januar 2020 veröffentlicht und die neunte Aufnahme, „L’Addio“, kam im Januar 2021 heraus und gewann den „Choc of the Year“ von Classica und den Diapason d’Or. Das zehnte Album, „Les Heures du Jour“, wurde im Juli 2021 herausgebracht und gewann im Oktober 2021 den Diapason d’Or.
Der Album-Zyklus wurde kürzlich um ein weiteres monumentales Werk des österreichischen Komponisten ergänzt: „Die Schöpfung“ mit dem Chor des Bayerischen Rundfunks wurde im Oktober 2020 veröffentlicht.

Das Ensemble arbeitete ebenfalls mit renommierten Soloisten wie Giuliano Carmignola, Sol Gabetta, Katia und Marielle Labèque, Viktoria Mullova und Giovanni Sollima zusammen.
2018 setzte Il Giardino Armonico seine Zusammenarbeit mit der jungen und talentierten Violinistin Patricia Kopatchinskaja mit einem Programm voller schöpferischer Spannung zwischen Vergangenheit und Zukunft fort, das philologische Genauigkeit und zeitgenössische Musik verbindet: Das Album „What’s next Vivaldi?“ kam im Oktober 2020 bei Alpha Classics heraus und erhielt 2021 den Opus Klassik.
Zu den jüngsten Projekten zählen die Aufnahme von „La morte della Ragione“ (koproduziert mit dem Nationalen Forum für Musik in Breslau, herausgebracht von Alpha Classics und 2019 ausgezeichnet mit dem Diapason d’Or), ein Programm zur Förderung der Aufmerksamkeit für Barockmusik in Europa und die Suche nach einer Wiederbelebung des Hörerlebnisses früher Musik.

ilgiardinoarmonico.com

Giovanni Antonini
Dirigent

Giovanni Antonini

Dirigent

Der gebürtige Mailänder Giovanni Antonini studierte an der Civica Scuola di Musica und am Zentrum für alte Musik in Genf. Er ist Mitbegründer des Barockensembles Il Giardino Armonico, dessen Leitung er seit 1989 innehat. Mit dem Ensemble trat er als Dirigent und als Solist für Block-und Traversflöte in Europa, den Vereinigten Staaten, Kanada, Südamerika, Australien, Japan und Malaysia auf. Er ist künstlerischer Leiter des Wratislavia Cantans Festival in Polen und Erster Gastdirigent des Mozarteum Orchesters und des Kammerorchesters Basel.
Antonini hat bereits mit vielen namhaften Künstlern zusammengearbeitet, darunter Cecilia Bartoli, Isabelle Faust, Viktoria Mullova, Giuliano Carmignola, Giovanni Sollima, Sol Gabetta, Sumi Jo, Emmanuel Pahud, Katia und Marielle Labèque sowie Kristian Bezuidenhout.
Dank seiner erfolgreichen Arbeit ist Antonini gefragter Gastdirigent bei vielen führenden Orchestern. So gastiert er etwa regelmässig bei den Berliner Philharmonikern, dem Concertgebouworkest Amsterdam, dem Tonhalle-Orchester Zürich, dem Mozarteumorchester Salzburg, dem Leipziger Gewandhausorchester, dem London Symphony Orchestra, dem Chicago Symphony Orchestra und dem Kammerorchester Basel.
Zu seinen Opernproduktionen gehören Händels «Giulio Cesare» und Bellinis «Norma» mit Cecilia Bartoli bei den Salzburger Festspielen. Im Jahr 2018 dirigierte er «Orlando» am Theater an der Wien und kehrte für Idomeneo an das Opernhaus Zürich zurück. In der Saison 21/22 wird er als Gastdirigent das Konzerthausorchester Berlin, Stavanger Symphony, Anima Eterna Bruges und das Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks dirigieren. Außerdem wird er Cavalieris Oper «Rappresentatione di Anima, et di Corpo» für das Theater an der Wien und eine Ballettproduktion von Haydns «Die Jahreszeiten» für das Wiener Staatsballett mit den Wiener Philharmonikern dirigieren. 

Mit Il Giardino Armonico hat Giovanni zahlreiche CDs mit Instrumentalwerken von Vivaldi, J.S. Bach (Brandenburgische Konzerte), Biber und Locke für Teldec aufgenommen. Mit Naïve nahm er Vivaldis Oper «Ottone in Villa» auf, und mit Il Giardino Armonico für Decca spielte er «Alleluia» mit Julia Lezhneva und «La morte della Ragione» ein, Sammlungen von Instrumentalmusik des 16. und 17. Jahrhunderts. Mit dem Kammerorchester Basel hat er die gesamten Beethoven-Sinfonien für Sony Classical aufgenommen und mit Emmanuel Pahud für Warner Classics eine CD mit Flötenkonzerten unter dem Titel «Revolution». Im Jahr 2013 dirigierte er eine Aufnahme von Bellinis «Norma» für Decca in Zusammenarbeit mit dem Orchestra La Scintilla.

Antonini ist künstlerischer Leiter des Projekts Haydn 2032, mit dem die Vision verwirklicht werden soll, bis zum 300. Jahrestag der Geburt des Komponisten sämtliche Sinfonien von Joseph Haydn aufzunehmen und mit Il Giardino Armonico und dem Kammerorchester Basel aufzuführen. Die ersten 12 Editionen sind beim Label Alpha Classics erschienen, jährlich sind zwei weitere Editionen geplant.

Aufnahmen


VOL. 2 _IL FILOSOFO

CD

Giovanni Antonini, Il Giardino Armonico
Sinfonien Nr. 22, Nr. 46 und Nr. 47
W. F. Bach: Sinfonia in F-Dur


Erhältlich über:
Bider&Tanner, Basel
Outhere Music
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VOL. 2 _IL FILOSOFO

Limitierte CD-Edition mit Buch

Giovanni Antonini, Il Giardino Armonico
Sinfonien Nr. 22, Nr. 46 und Nr. 47
W. F. Bach: Sinfonia in F-Dur
Essay "Haydn – Originalität" von Bernhard Lassahn


Erhältlich über:
Bider&Tanner, Basel
Joseph Haydn Stiftung, Basel

© Chris Steele-Perkins / Magnum Photos

Biografie

Chris Steele-Perkins
Fotograf, Magnum Photos

Chris Steele-Perkins

Fotograf, Magnum Photos

1949 geboren, zog Chris Steele-Perkins im Alter von zwei Jahren von England nach Burma. Er studierte an der Universität von Newcastle-upon-Tyne Psychologie und brachte sich selber das Fotografieren bei. 1971 begann er als freier Fotograf zu arbeiten und konzentrierte sich in seinen Fotoreportagen vor allem auf städtische Armut und Subkulturen. Durch seine Arbeit im sozialen Umfeld kam er in 1976 zur Pariser Agentur Viva und 1979 zu Magnum Photos. Neben seiner Tätigkeit in Grossbritannien führten ihn Aufträge auch nach Afghanistan, Afrika und Japan. 

Der Essay «Haydn – Originalität» von Bernhard Lassahn ist in der Schallplatten-Edition Vol. 2 erschienen.

Biografie

Bernhard Lassahn
Autor

Bernhard Lassahn

Autor

Bernhard Lassahn ist ein deutscher Schriftsteller, Liedermacher und Kabarettist. Er ist der erste Preisträger des Kabarettpreises «Salzburger Stier» und Mitglied im P.E.N.-Zentrum Deutschland. Zusammen mit Walter Moers und Rolf Silber schrieb er die Geschichten von Käpt'n Blaubär für «Die Sendung mit der Maus». Er ist der Verfasser des hochgelobten Romans «Auf dem schwarzen Schiff».
Zur Zeit lebt er in Berlin und tritt regelmäßig in der Lesebühne des Zebrano-Theaters auf. Ferner schreibt er für die Blogs «Die Achse des Guten» und «Cuncti».