NO.13 __HORNSIGNAL

Il Giardino Armonico
Giovanni Antonini,
conductor
Sibylle Lewitscharoff, writer
Jonas Bendiksen, photographer


Symphonies No.48 «Maria Theresia», No.59 «Fire» and No.31 «Hornsignal»

Just as legendary as the proverbial love of splendour of Haydn's long-time employer Nicolaus I ‘the Magnificent’ was the love of hunting the erstwhile Princes Esterházy shared with their throngs of guests. So it is no wonder that, for their musical entertainment, they liked to call in a second pair of those idiosyncratic instruments whose sound was capable like no other of conjuring up the image of a successful chase: the natural horn, which was still valveless at the time. Haydn’s ‘horn-focused’ symphonies – of which nos. 48, 59 and 31, which gives the programme its title, are presented here – often strike a particularly ‘fiery’ note and lead us, in terms of content, to another princely pleasure of those days: fireworks and illuminations.

Program

Joseph Haydn (1732–1809): Symphony No.48 in C Major Hob. I:48 «Maria Theresia» (1769)
Allegro / Adagio / Menuet. Allegretto – Trio / Finale. Allegro

48

SYMPHONY NO.48 C MAJOR «MARIA THERESIA» HOB. I:48 (1769)

Orchestration: 2 ob, 2 hn, str
Time of creation: till 1769? (or till 1773) [1769]

Allegro / Adagio / Menuet. Allegretto – Trio / Finale. Allegro

 

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von Christian Moritz-Bauer

«Bei einer neuen Komposition stiegen weitere Raketen in unvorstellbare Höhen. Goldregen verstreuend, fielen sie herunter und verschwanden funkelnd hinter dem Laub der Bäume, wo sie hier und dort noch manches Mal zu sehen waren.»1

Haydns Orchester besaß zwar zahlreiche Hornisten – insgesamt waren in dieser Position zwischen 1761 und 1790 mindestens 18 Personen in fürstlich-esterházy‘schen Diensten beschäftigt2 – dafür aber keine (eigenen) Trompeter. Letzterer Umstand konnte sich für einen Komponisten der Zeit als durchaus ungünstig erweisen, war die von Trompeten und Pauken gefärbte Klangfülle des C-Dur doch ein verbreitetes orchestrales Merkmal, das in Kirchenmusik, Sinfonie und Oper – drei seinerzeit für besonderes repräsentativ befundene Zweige eines mehr oder weniger öffentlichen Musiklebens – gleichermaßen gerne genutzt wurde. Um diesen Mangel zu überwinden, griff Haydn zu einer damals geradezu einzigartigen Lösung: Wann immer er die besagte unverwechselbare C-Dur-Welt evozieren wollte, benutzte er Hörner als ,Ersatztrompetenʻ und wies sie an in ⁄, also eine Oktave höher zu spielen, als dies normalerweise der Fall war. Ein gutes Beispiel für diese Praxis stellt die Sinfonie Nr. 48 dar, die zwar den Auftakt des heutigen musikalischen Geschehens bildet, ursprünglich aber im Zentrum der Feier zum Abschluss der allerersten auf Schloss Eszterház, der prachtvollen, nahe des Weilers Süttör südöstlich des Neusiedlersees gelegenen Sommerresidenz von Nikolaus I. Esterházy veranstalteten Theatersaison gestanden sein dürfte. Wie auch in den folgenden Jahren war es der 15. Oktober 1769, an dem die per Anfang Mai begonnene Spielzeit einer vertraglich gebundenen Theatergesellschaft ihr glanzvolles Ende fand – und das nicht von ungefähr. Es war dies nämlich3
Wenngleich die Monarchin – im Gegensatz zu Ihrem hochoffiziellen Besuch des Jahre 1773 – dem festlichen Treiben aus Konzert und Theater, Feuerwerk und Maskenball im Herbst 1769 nicht persönlich beigewohnt haben dürfte, so brachte man ihr bzw. ihrer Namenspatronin, der hl. Teresa von Avila zu Ehren, doch zumindest ein neues Werk des esterházy‘schen Kapellmeisters zu Gehör. Solches lässt sich allein schon dadurch vermuten, dass eine Reihe von autornahen Stimmabschriften der nicht autograph überlieferten, aber mit Sicherheit auf das Jahr 1769 zurückgehenden Sinfonia in C den Namenszug «Santa Teresia» bzw. «Sinfonia Sanctae Theresiae» tragen – ein Phänomen wie es bisher hauptsächlich aus dem Bereich festtäglicher Kirchenmusik bekannt war. In der Haydn-Forschung, welche letzterem Umstand bislang keine besondere Aufmerksamkeit geschenkt hatte, war dem Werk, dessen «offizieller» Beiname «Maria Theresia» sich bereits im Laufe des 19. Jahrhunderts zu manifestieren begann, ein direkter bzw. anlassgebundener Bezug zu jener legendären und für die Geschichte der Familie Esterházy so überaus bedeutsamen Fürstin des Hauses Habsburg zuletzt sogar allgemein infrage gestellt worden. Dass die C-Dur-Sinfonie indes nicht nur eine außermusikalische Verbindung zu Werken wie etwa Beethovens Ouvertüre «Zur Namensfeier» Kaiser Franz I. op. 115, sondern gar eine programmatisch anmutende Beziehung zu den beiden anderen, festlichen Programmpunkten jenes 15. Oktober 1769 aufzuweisen hat, klingt aber auch aus der Musik an sich heraus: ein Allegro, das nach einem von Bläserfanfaren gespickten Beginn und dazwischen geschalteter Ruhephase aus den Reihen der hohen und tiefen Streicher wechselseitig Motivraketen in die Höhe schnellen lässt, ein Adagio mit in gedämpften Stimmen redenden Violinen und gelegentlichen, paarweise geführten Oboen- wie Hornsoli; ein bewegtes Menuet das mit seiner reichen Ausstattung von Verzierungszeichen an den Auftakt eines höfischen Maskenspiels erinnert sowie ein heiterer, im Allegro alla breve in die klare Herbstnacht hinaus stürmender Kehraus.

Zit. aus Relation des fêtes données a Sa Majesté L'Imperatrice par S A Mgr Le Prince d'Esterházy dans son Château d' Esterhaz le 1er & 2e 7bre 1773. Vienne de l'Imprimerie de Ghelen. S. XI (Übersetzung: Christian Moritz-Bauer).
Vgl. Paul Bryan, „Haydn's Hornists“, in: Haydn-Studien 3, München 1973, S. 52-8.
Vgl. Christian Moritz-Bauer, Das sinfonische Schaffen Joseph Haydns und seine Verbindung zum zeitgenössischen Theaterwesen. Wien, i. V. (= Eisenstädter Haydn-Berichte 13), Kap. 4.5 Bühnenereignisse und Hoffeste zur Zeit Nikolaus I. Esterházy.

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Joseph Haydn (1732–1809): Symphony No.59 in A Major, Hob. I:59 «Fire» (1768/69)
Presto / Andante o più tosto Allegretto / Menuet – Trio / Allegro assai

59

SYMPHONY NO.59 A MAJOR «FIRE» HOB. I:59 (1768)

Orchestration: 2 ob, 2 hn, str
Time of creation: till 1769 [1768]

Presto / Andante o più tosto Allegretto / Menuet – Trio / Allegro assai

 

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von Christian Moritz-Bauer

Noch etwas weiter zurück als Hob. I:48, genauer gesagt in etwa die Zeit der Eröffnung des ersten Opern- bzw. «Komödienhauses» auf Schloss Eszterház, also das Jahr 1768, reicht die Entstehung der Sinfonie Nr. 59. Ihre Tonart A-Dur gilt Haydn-Kennern – also gewiss auch manch einer bzw. einem unter Ihnen, werte LesererInnen – schon längere Zeit als äußerer Anzeiger für ein Werk von besonderer theatralischer Qualität. (Denken Sie etwa an die Sinfonie Nr. 64 «Tempora mutantur» aus SOLO E PENSOSO, an Nr. 65 aus GLI IMPRESARI oder zuletzt an Nr. 28 aus LA ROXOLANA.)

Im Fall von Hob. I:59 – die auf Eusebius Mandyczewski zurückgehende, dem Werk im Zuge der alten Gesamtausgabe verliehene Ordinalzahl muss hier wieder einmal als hoffnungslos veraltet angesehen werden – herrschte gar lange der erstmals im späten 19. Jahrhundert geäußerte Verdacht, das Werk hätte der Wahr‘schen Truppe 1774 zu Eszterház als Zwischenaktmusik zu einer Produktion des erst im Jahr zuvor durch Carl Theophil Döbbelin zu Berlin uraufgeführten dreiaktigen Schauspiels Die Feuersbrunst von Gustav Friedrich Wilhelm Großmann gedient.

Obwohl nun unsere Nr. 59 bekanntlich unter dem Namen «Feuersinfonie» geführt wird – was u. a. auch damit zu tun haben dürfte, dass Carl Ferdinand Pohl sie einst in Alois Fuchs‘ Thematisches Verzeichniß der sämmtlichen Compositionen von Joseph Haydn (München, 1839 bzw. Wien, 1840) als «Feuer Sinfonie / La Tempesta» vorgefunden hatte – bleibt festzustellen, dass eine inhaltliche Verbindung zu Großmanns Feuersbrunst schon allein zeitlich gesehen auszuschließen ist. Auch der ‹berüchtigte› Brand, bei dem 1779 das erste Opernhaus auf Eszterház in Schutt und Asche gelegt wurde, spielte bei der Entstehung unserer neuen A-Dur-Sinfonie keine Rolle, ging ihre Komposition doch dessen ursprünglicher Eröffnung im September 1768 (mit der Uraufführung von Haydns Dramma giocoso Lo speziale / «Der Apotheker») möglicherweise noch um einige weitere Monate voraus.1

Eine (wenngleich nicht besonders gut ,getimteʻ und zudem noch teilweise auf einer Anekdote basierende) Verbindung zwischen «Feuersinfonie» und Feuersbrunst gibt es aber doch: Anlässlich einer 1772 in Berlin abgehaltenen Abendgesellschaft des Autors der Letzteren mit Friedrich Nicolai und Gotthold Ephraim Lessing stellte der ehemalige Dramaturg und Berater des Hamburger Nationaltheaters, die Behauptung auf, «… für ein gutes Schauspiel ein Jahr zu brauchen». Großmann hielt dagegen «… gute Laune und gute Ideen vorausgesetzt selbiges in drei Tagen zu vollbringen!» und gewann alsbald die darauf abgeschlossene Wette mit besagtem Schauspiel.21 Lessing wiederum brachte im 27. Stück seiner Hamburgischen Dramaturgie – also bereits im Juli 1767 – etwas zu Papier, das ihn, der von der Vorherrschaft der Dicht- über die Tonkunst stets uneingeschränkt überzeugt war (in Bezug auf die Verwendung von Musik im Theater), offenbar besonders erregte: Itzt zerschmelzen wir in Wehmut, und auf einmal sollen wir rasen. Wie? warum? wider wen? Wider eben den, für den unsere Seele ganz mitleidiges Gefühl war? oder wider einen andern? Alles das kann die Musik nicht bestimmen; sie lässt uns in Ungewissheit und Verwirrung; wir empfinden, ohne eine richtige Folge unserer Empfindungen wahrzunehmen; wir empfinden wie im Traume; und alle diese unordentliche [!] Empfindungen sind mehr abmattend als ergötzend. Die Poesie hingegen lässt uns den Faden unserer Empfindungen nie verlieren; hier wissen wir nicht allein, was wir empfinden sollen, sondern auch, warum wir es empfinden sollen; und nur dieses Warum macht die plötzlichsten Übergänge nicht allein erträglich, sondern auch angenehm.3

Genau das, was Lessing hier als ungeordnete, traumhafte Abfolge affektiver Haltungen kritisierte, fand die amerikanische Musikwissenschaftlerin Wye Jamison Allanbrook auf das Genaueste mit dem Anfang eben jener A-Dur-Sinfonie eingelöst, die in einer handschriftlichen Quelle aus Wien den Beginn des ersten Satzes in der Violino Primo-Stimme mit dem Wort ,Feuerʻ charakterisiert («[d]ie Eröffnung ist sukzessive verkündigend, misterioso, zielgerichtet, aufgeregt, kultiviert, ausgelassen, abschiednehmend und dies alles in etwas mehr als einer Minute Musik»4) – und dann das Ganze noch im Tempo Presto – also bitteschön!
In besonderer Weise ,theatralischʻ mag auch der zweite Satz der «Feuersinfonie», ein in a-Moll und mit reinem Streicherklang anhebendes Andante o più tosto Allegretto empfunden werden, hinter dessen redender Melodik mit disputartig eingeworfenen Unisono-Passagen, mit «gesanglicher» Rückkehr nach A-Dur und signalartigem Kommentar der Hörner man (in Einklang mit Wolfgang Marggraf)5 durchaus ein dahinter stehendes «inneres Programm» vermuten darf.6

Ist der darauf folgende Menuet-Satz von auffälliger Aktivität der Hörner und einem wiederum geradezu dramatisch erscheinenden, schemenhaft dahin huschenden Trio-Abschnitt gekennzeichnet, so wirft das finale Allegro assai mit markanten, von den Oboen beantworteten Hornsignalen bereits seinen Schatten voraus bzw. – entstehungszeitlich gesehen – vielmehr zurück auf das ,Hauptwerkʻ unseres Projekts No. 13, die Sinfonie Nr. 31 in D-Dur mit dem tönenden Beinamen «Hornsignal».

Vgl. Sonja Gerlach, „Joseph Haydns Sinfonien bis 1774. Studien zur Chronologie“, in: Haydn-Studien 7, S. 1-288, hier: S. 147-9 und 154f.
Zit. nach / vgl.: https://de.wikipedia.org/wiki/Gustav_Friedrich_Großmann (Abruf: 18.10.2020).
Zit. nach: Gotthold Ephraim Lessing, Minna von Barnhelm. Hamburgische Dramaturgie. Werke 1767–1769. Hg. Von Klaus Bohnen, Berlin, 2010 (= Deutscher Klassiker Verlag im Taschenbuch Bd. 42, entspricht Bd. 6 der Edition Gotthold Ephraim Lessing, Werke und Briefe in zwölf Bänden, Frankfurt a. M., 1985), S. 515, Zeilen 6-19.
Zit. nach Wye Jamison Allanbrook, The Secular Commedia: Comic Mimesis in Late Eighteenth-Century Music, hg. von Mary Ann Smart und Richard Taruskin, Oakland CA, 2014, S. 25-8, hier S. 26 (Übersetzung: Christian Moritz-Bauer).
Wolfgang Marggraf, Die Sinfonien Joseph Haydns. […] Die Sinfonien der Jahre 1766-1772. Die Hauptsätze (http://www.haydn-sinfonien.de/text/chapter4.1.html, Abruf: 18.10.2020).
Eine Ansicht die übrigens insbesondere auch von Sonja Gerlach geteilt wird, die von einer möglichen „programmatische[n] Bedeutung“ des Andante, sowie einem denkbaren Programm für das Themas des Kopfsatzes schreibt (siehe Fußnote 1, S. 147f.).

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Joseph Haydn (1732–1809): Symphony No.31 in D Major, Hob. I:31 «Hornsignal» (1765)
Allegro / Adagio / Menuet – Trio / Finale. Moderato molto con [7] variazioni. Presto

31

SMYPHONY NO.31 D MAJOR «HORNSIGNAL» HOB. I:31 (1765)

Orchestration: fl, 2 ob, 4 hn, str (with solo-str)
Time of creation: [May-13.9.?] 1765

Allegro / Adagio / Menuet – Trio / Finale. Moderato molto con [7] variazioni. Presto

 

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von Christian Moritz-Bauer

Im dreizehnten, mit „Hornsignal“ betitelten Projekt von Hayn2032, kommt einem Instrument eine herausragende Rolle zu: ein Instrument, dessen Geschichte bis in die Urzeit der Menschheit zurückreicht, das seit jeher als weithin hörbares Kommunikationsmittel genutzt wurde und schließlich gegen Ende des 17. Jahrhundert auch Einzug in die Kunstmusik hielt: das Horn.
Die zu Haydns Zeit gebräuchliche Form eben jenes Instruments war das Naturhorn, wobei der Vorrat von Tönen, die es dem Spieler zur Verfügung stellte, primär derjenige der sogenannten Naturtöne war – im tiefen Register weit auseinander, je mehr es in die Höhe ging hingegen desto näher beieinander liegend. Die Kontrolle, die erforderlich war, um ,den richtigen Tonʻ zu treffen, war beträchtlich, insbesondere bei schnellen Passagen in hoher Lage oder beim Wechsel zwischen tiefem und hohem Register. Damit das Horn aber nicht nur in einer, sondern in mehreren, mitunter sogar satzweise aufeinander folgenden, wechselnden Tonarten zum Erklingen gebracht werden konnte, war man auf die Idee gekommen, Instrumente mit auswechselbaren, unterschiedlich langen Zwischenstücken, sogenannten «Aufsteckbögen» zu bauen, die auch als «Inventionshörner» bezeichnet werden.
Während der ersten beiden Jahre der Dienstzeit Joseph Haydns am Hof der Fürsten Esterházy waren zwei Hornisten beschäftigt, die sich auf das Spiel in hoher bzw. niedrigerer Lage spezialisiert hatten. Von 1763 bis 1790 stieg die Zahl der verfügbaren Hornisten regelmäßig, zunächst auf vier, mitunter auch auf fünf, und im Zeitraum von 1769 bis 1772 sogar auf sechs. Viele dieser Spieler hatten mehrere Aufgaben, traten in der Feldharmonie auf, begleiteten die Jagd und spielten in Haydns Orchester. Einige der Hornisten waren auch kompetente Geiger und Bratschisten in deren Funktion sie ebenso in der fürstlichen Kammer- wie Kirchenmusik aufzutreten pflegten.

«Die Lust zu Jagen ließ er dort, kam er zurück, so schränkte die Nähe des Hofes zu Wien seinen Lieblingshang ein, kam er nach Eisenstadt, so bemeisterte sich seiner die Langeweile. Wollte er im Walde zu Süttör jagen, so fand er diese Ergözung rau, doch gefiel ihm die Einsamkeit dieses Ortes.»1

Sie hießen Carl Franz, Thaddäus Steinmüller, Joseph Dietzl und Franz Stamitz, die einstigen Protagonisten jener Komposition, die unter den Sinfonien Joseph Haydns als ein die individuellen Künste seines damals ca. 18-köpfigen Ensembles der esterházy‘schen Hofmusik in besonderer Weise hervorhebender ,Showcaseʻ anzusehen ist. Ihre ungewöhnliche Besetzung mit vier Hörnern, deren Spiel mit verschiedenartigen Signalen, auf mehrere Sätze verteilte Solopassagen für Horn, Flöte, Violine, Oboen, Violoncello und Kontrabass und nicht zuletzt ihre für die damaligen Verhältnisse geradezu monumentalen zeitlichen Ausmaße: die Sinfonie, welche u. a. auch mit namentlichen Zusätzen wie «Auf dem Anstand», «Alla posta» oder «Cor de poste de Nuremberg» geführt bzw. (in einer zeitgenössischen Druckfassung aus London) als eine «Concertante Sinfonia» publiziert wurde, hat obendrein noch ein für die Musik der «Wiener Klassik» ausgesprochen merkwürdiges Satzgebilde vorzuweisen: ein Finale in sehr moderatem Tempo mit sieben Variationen und abschließender Presto-Coda!
Der (mehr oder weniger wissenschaftlich geführten) Diskussionen über Hob. I:31, ob die darin erklingenden Signale, ursprünglich einer Gruppe von Jagd- bzw. Parforcehörnern bzw. einem Posthorn zugehörig waren oder vielmehr auf dem «Signalhorn» (auch «Signaltrompete», französisch clairon, englisch bugle) gespielt wurden, hat es viele gegeben2 – mitunter auch solche, die darin kompositorische Gemeinsamkeiten mit Beethoven Eroica-Sinfonie erkennen wollten3, dass hier nicht der Platz ist, um diese in einer würdigen Weise wiederzugeben.
Wichtiger scheint, dass der Kopfsatz des Werkes, aber auch die mit ihm verklammerte Coda des Schlussatzes als eine «Konfrontation» zweier verschiedener, subjektiv gesehen möglicherweise «nicht zusammenpassende[r] Haltungen»4, verstanden bzw. gehört wird: eine bildliche, die sich aus der Welt von Jagdausritten und Postkutschenfahrten nährt und eine andere, die sich an der Kunstgattung der „Sinfonie“ erfreut – genau wie diese einst von Joseph Haydn auf denkbar außergewöhnliche Weise zur Unterhaltung seines zu Schwermut neigenden, langjährigen Dienstherren Fürst Nikolaus I. Joseph bemüht wurden.

Gottfried von Rotenstein über Nikolaus I. Esterházy. Zit. aus: Stefan Körner, „Die Fürsten Esterházy und die ungarische Jagdgeschichte“, in: Ders. (hrsg. für die Esterházy Privatstiftung Eisenstadt), Fürstliches Halali: Jagd am Hofe Esterházy. München, u. a., 2008, S. 58-133, hier S. 95.
Siehe etwa H. C. Robbins London, Haydn: Chronicle and Works. Haydn: the Early Years 1732-1765. London, 1980, S. 571f., Horst Walter, „Das Posthornsignal bei Haydn und anderen Komponisten des 18. Jahrhunderts“, in: Haydn-Studien 4, München 1980, S. 21-34; Josef Pöschl, Jagdmusik: Kontinuität und Entwicklung in der europäischen Geschichte. Tutzing 1997, hier: Kap. 2.4 [Stilisierung in der Kunstmusik:] Vorklassik und Klassik, S. 78f.; Raymond Monelle, The Musical Topic: Hunt, Military and Pastoral, Bloomington & Idianapolis, 2006, hier: S. 88f., 101, 172.
Vgl. Stephan Wolff, „'Eroica' und 'Hornsignal': Gemeinsamkeiten der Sinfonie Nr. 3 von Ludwig van Beethoven und Nr. 31 von Joseph Haydn“, in: Das Orchester Jg. 38, Heft 6 (Juni 1990), S. 635-41.
4 So Marianne Danckwardt in „Hornsignale in Joseph Haydns Sinfonien“, in: Archiv für Musikwissenschaft Jg. 67, Heft 1 (2010), S. 36-44, hier S. 43f.

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Line-up

Il Giardino Armonico
Giovanni Antonini,
conductor

  • Line-up orchestra

    1st violin Stefano Barneschi, Boris Begelman, Fabrizio Haim Cipriani, Ayako Matsunaga, Liana Mosca
    2nd violin Marco Bianchi, Angelo Calvo, Francesco Colletti, Carlo Lazzaroni
    Viola Renato Burchese, Alice Bisanti, Maria Cristina Vasi
    Violoncello Paolo Beschi, Elena Russo
    Bass Giancarlo De Frenza, Stefan Preyer
    Flute Marco Brolli
    Oboe Emiliano Rodolfi, Andreas Helm
    Bassoon Michele Fattori
    Horn Johannes Hinterholzer, Edward Deskur, Konstantin Timokhine, Michael Reifer

Past concerts

Basel
Saturday, 17.04.2021, 19.30 pm

Don Bosco Basel, Paul Sacher Saal

Interview with Giovanni Antonini and Andrea Scartazzini during interval.

Aufgrund der Corona-Pandemie fand das Konzert ohne Publikum statt und wurde als Livestream in der Global Concert Hall von Idagio ausgestrahlt. Das Konzert steht zu einem späteren Zeitpunkt auf unserem Youtube-Kanal zum Nachschauen wieder zur Verfügung. 

Vienna
Monday, 09.11.2020, 19.30 pm

Musikverein Vienna, Großer Saal

Cancelled due to the Coronavirus Pandemic.

Basel
Tuesday, 10.11.2020, 19.30 pm

Don Bosco Basel, Paul Sacher Saal

Cancelled due to the Coronavirus Pandemic.

Biographies

Il Giardino Armonico
Orchestra

Il Giardino Armonico

Orchestra

Founded in 1985 and conducted by Giovanni Antonini, has been established as one of the world’s leading period instrument ensembles, bringing together musicians from Europe’s relevant music institutions. The ensemble’s repertoire mainly focuses on the 17th and 18th century. Depending on the demands of each program, the group consists of three up to thirty musicians.

Il Giardino Armonico is regularly invited to festivals all over the world performing in the most important concert halls, and has received high acclaim for both concerts and opera productions, like Monteverdi’s L’Orfeo, Vivaldi’s Ottone in Villa Händel’s Agrippina, Il Trionfo del Tempo e del Disinganno, La Resurrezione and finally Giulio Cesare in Egitto with Cecilia Bartoli during the 2012 edition of the Salzburg Whitsun and Summer Festival.

Beside that, Il Giardino Armonico sustains an intense recording activity. After many years as an exclusive group of  Teldec Classics achieving several major awards for its recordings of works by Vivaldi and the other 18th century composers, the group had an exclusive agreement with Decca/ L’Oiseau-Lyre recording Händel’s Concerti Grossi Op. VI and the cantata Il Pianto di Maria with Bernarda Fink.
The group also released on Naïve La Casa del Diavolo, Vivaldi cello Concertos with Christophe Coin, and the opera Ottone in Villa winning the Diapason d’Or in 2011. On the label Onyx Vivaldi violin Concertos with Viktoria Mullova.
In 2009 a new cooperation with Cecilia Bartoli led to the project Sacrificium (Decca), Platinum Album in France and Belgium and prized by the Grammy Award.
Again on Decca Alleluia (March 2013) and Händel in Italy (October 2015) with Julia Lezhneva, acclaimed by public and critics.
The group published Serpent & Fire with Anna Prohaska (Alpha Classics – Outhere music group, 2016) winning the ICMA “baroque vocal” in 2017.
The recording of five Mozart Violin Concertos with Isabel Faust (Harmonia Mundi, 2016) stands as the result of the prestigious cooperation with the great violinist.
Il Giardino Armonico is part of the twenty-year project Haydn2032 for which the Haydn Foundation has been created in Basel to support both the recording project of the complete Haydn Symphonies (Alpha Classic) and a series of concerts in various European cities, with thematic programs focused on this fascinating repertoire. In November 2014 the first album titled La Passione has been published and won the Echo Klassik award in 2015. Il Filosofo, issued in 2015, has been “CHOC of the year” by Classica. The third one Solo e Pensoso has been released in August 2016, and the forth Il Distratto in March 2017.
The last volumes of the Haydn2032 project, as well as Telemann (Alpha Classics, November 2016) are available as CD and LP too. Telemann won the Diapason d’Or in January 2017.

Furthermore the ensemble worked with such acclaimed soloists as Giuliano Carmignola, Sol Gabetta, Katia and Marielle Labèque, Viktoria Mullova, and Giovanni Sollima.

WWW.ILGIARDINOARMONICO.COM

Giovanni Antonini
Conductor

Giovanni Antonini

Conductor

Born in Milan, Giovanni studied at the Civica Scuola di Musica and at the Centre de Musique Ancienne in Geneva. He is a founder member of the Baroque ensemble “Il Giardino Armonico”, which he has led since 1989. With this ensemble, he has appeared as conductor and soloist on the recorder and Baroque transverse flute in Europe, United States, Canada, South America, Australia, Japan and Malaysia. He is Artistic Director of Wratislavia Cantans Festival in Poland and Principal Guest Conductor of Mozarteum Orchester and Kammerorchester Basel.

He has performed with many prestigious artists including Cecilia Bartoli, Kristian Bezuidenhout, Giuliano Carmignola, Isabelle Faust, Sol Gabetta, Sumi Jo, Viktoria Mullova, Katia and Marielle Labèque, Emmanuel Pahud and Giovanni Sollima. Renowned for his refined and innovative interpretation of the classical and baroque repertoire, Antonini is also a regular guest with Berliner Philharmoniker, Concertgebouworkest, Tonhalle Orchester, Mozarteum Orchester, Leipzig Gewandhausorchester, London Symphony Orchestra and Chicago Symphony Orchestra.

His opera productions have included Handel’s Giulio Cesare and Bellini’s Norma with Cecilia Bartoli at Salzburg Festival. In 2018 he conducted Orlando at Theater an der Wien and returned to Opernhaus Zurich for Idomeneo. In the 21/22 season he will guest conduct the Konzerthaus Orchester Berlin, Stavanger Symphony, Anima Eterna Bruges and the Symphonieorchester de Bayerischer Rundfunks. He will also direct Cavalieri’s opera Rappresentatione di Anima, et di Corpo for Theatre an der Wien and a ballet production of Haydn’s Die Jahreszeiten for Wiener Staatsballett with the Wiener Philharmoniker.

With Il Giardino Armonico, Giovanni has recorded numerous CDs of instrumental works by Vivaldi, J.S. Bach (Brandenburg Concertos), Biber and Locke for Teldec. With Naïve he recorded Vivaldi’s opera Ottone in Villa, and, with Il Giardino Armonico for Decca, has recorded Alleluia with Julia Lezhneva and La morte della Ragione, collections of sixteenth and seventeenth century instrumental music. With Kammerorchester Basel he has recorded the complete Beethoven Symphonies for Sony Classical and a disc of flute concertos with Emmanuel Pahud entitled Revolution for Warner Classics. In 2013 he conducted a recording of Bellini’s Norma for Decca in collaboration with Orchestra La Scintilla.

Antonini is artistic director of the Haydn 2032 project, created to realise a vision to record and perform with Il Giardino Armonico and Kammerorchester Basel, the complete symphonies of Joseph Haydn by the 300th anniversary of the composer’s birth. The first 12 volumes have been released on the Alpha Classics label with two further volumes planned for release every year.

© Jonas Bendiksen / Magnum Photos

Biography

Jonas Bendiksen
Photographer, Magnum Photos

Jonas Bendiksen

Photographer, Magnum Photos

Jonas Bendiksen’s sharply evocative images explore themes of community, faith and identity with unsparing honesty. He has made major bodies of work all over the world, at the same time as he always also photographs the daily rhythms of life at home. As well as many critically acclaimed long- form projects he has also produced significant work for many commercial and editorial clients.

Bendiksen was born in Norway in 1977. He began his career at the age of 19 as an intern at Magnum’s London office, before leaving for Russia to pursue his own work as a photojournalist. Throughout the several years he spent there, Bendiksen photographed stories from the fringes of the former Soviet Union, a project that was published as the book Satellites (2006). His most recent big project “The Last Testament” was an exploration of seven men who all claim to be the Messiah returned to earth. Bendiksen became a nominee of Magnum Photos in 2004 and a member in 2008.

In 2021, Bendiksen's latest book, The Book of Veles, makes the headlines. His project questions misinformation, trust and the representation of reality, by mixing computer-generated images, photography and mythology.

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Wenig Freuden hielt für unseren Mann seine kinderlos gebliebene Ehe mit Maria Anna Theresia Keller bereit. Eigentlich wollte er deren Schwester Therese ehelichen, die jedoch Haydns Liebe nicht erwiderte und stattdessen 1755 ins Wiener Klarissenkloster eintrat. Wenn er gegen Ende seines Lebens das Portrait seiner verblichenen Frau einem Besucher zeigte, soll er gesagt haben: "Das ist meine Frau, sie hat mich oft wütend gemacht."

Excerpt from the essay "Franz Joseph Haydn. Versuch einer gerechten Würdigung" by Sibylle Lewitscharoff

 

The essay "Franz Joseph Haydn. Versuch einer gerechten Würdigung" by Sibylle Lewitscharoff will be published in the vinyl edition vol. 13.

Biography

Sibylle Lewitscharoff
Writer

Sibylle Lewitscharoff

Writer

Sibylle Lewitscharoff, geboren 1954 in Stuttgart, Studium der Religionswissenschaften in Berlin. Etliche Veröffentlichungen, mehrere Li-teraturpreise, u.a. Kleistpreis, Wilhelm-Raabe-Preis, Büchnerpreis. Jahresaufenthalte in der Villa Massimo/Rom und im Wissenschaftskolleg zu Berlin. Letzte Romane: Das Pfingstwunder, erschienen 2016 im Suhrkamp Verlag, 2017 im Insel-Verlag Pong III. In Verbindung mit Najem Wali 2018: Abraham trifft Ibrahim, ebenfalls im Suhrkamp Verlag. 2019 erschien dort der Roman Von oben. Im September 2020 erschien Warten auf Gericht und Erlösung im Herder Verlag, ein Jenseitsgespräch mit Heiko Michael Hartmann. Ebenfalls wieder im Insel-Verlag erscheint Anfang 2021 Pong IV.